wenn aus Freundinnen Schwestern werden (müssen).
Also, in meinem letzten Post hatte ich ja erwähnt, dass ich für knapp drei Wochen zu Sinja ziehen werde, weil meine, ihre und noch eine andere Family sich für diese Zeit auf ein Kreuzfahrtschiff nach Fiji verkrümeln. Das war von Anfang bis Mitte November und wärend ich das so schreibe merke ich, dass ich irgendwie nicht mal meine mir vorgenommenen "monatlichen Updates" einhalten kann. Obwohl ich Sommerferien habe. Help, ich prokrastiniere.
Egal,
auf jeden Fall habe ich für drei Wochen in Angaston (für alle, die
den Ortsnamen googlen wollen) gewohnt und bin in den Genuss gekommen
mal wieder Bus fahren zu können. Ich konnte es irgendwie selber
nicht so ganz glauben, aber ich habe Busfahren einfach sooo vermisst.
Das Ding ist halt, es gibt hier einfach 0 öffentliche
Verkehrsmittel. Von daher ging mein erster Tag in Angaston damit los,
dass ich das erste Mal seit meiner letzten Shoppingtour nach Chemnitz
im August wieder in einem Bus saß. *freu* :)
Als
Sinja und ich dann aus der Schule wiedergekommen sind, hat auch die
"Housekeeperin" (gleichzeitig unsere "Babysitterin")
schon auf uns gewartet und Freunde, ohne Spaß: sie ist so lieb.
Sinja und ich hatten echt Glück, dass Wendy, das ist ihr Name, sich
für diese Zeit bereit erklärt hat uns aufzunehmen. Wir drei waren
irgendwie auf Anhieb auf einer Wellenlänge. Wir haben immer wieder
Themen gefunden, über die wir reden konnten, haben zusammen total
viel gekocht und typisch australische Sachen gebacken (bin jetzt
Pavlova- und Lamington-Expertin), witzige Fotoshootings zusammen
gemacht und abends zusammen TV geguckt oder Spiele gespielt.
Aber
ich hatte auch einige andere Sachen außerhalb meiner kleinen Familie
für drei Wochen zutun. Mit der Nuri Town Band zusammen war ich in
Adelaide und habe beim größten Weihnachtsfestumzug der Welt
mitgemacht: dem National Pharmacies Christmas Pageant Adelaide.
325000 Leute haben uns dabei zugeguckt, wie wir durch die Straßen
von Adelaide marschiert sind und Medleys von Weihnachtsliedern
gespielt haben. Die Oboe ist eigentlich absolut nicht für solche
Paraden gedacht, weshalb es auch keine Marschgabel (ich hab jetzt
geschlagene fünf Minuten nach diesem Wort gegooglet, weil mir es
nicht einfallen wollte und ich mich auch nicht erinnern konnte, wie
man das englische Pendant dazu schreibt, aber gut) für die Oboe gibt
und ich alles auswändig spielen musste haha, aber ich wollte mir
diese Chance einfach nicht nehmen lassen. Auch wenn das meinen
Oboenlehrer jetzt vieleicht nicht so ganz freut. (Meine Rohre haben
es alle überlebt, nur damit sie beruhigt sind.) :D
Am
9. November sind wir relativ zeitig früh losgefahren, um auch
rechtzeitig zum Frühstück vor Ort zu sein. Für alle Teilnehmer des
Pageants organisieren die Veranstalter nämlich immer ein riesiges
Buffet mit allen möglichen Dingen, die man zum Frühstück essen
kann. Von Bratwurst und Bacon über Croissants und Muffins bis hin zu
frischem Obst konnte man echt alles finden. Kalte und heiße Getränke
gab es auch zu Genüge und ich muss sagen, ohne meine heiße
Schokolade hätte ich es vermutlich auch nicht überlebt und wäre
einfach erfroren. Ja, man glaubts nicht, aber es war echt verdammt
kalt. Früh um acht (ich bin an dem Tag halb 6 aufgestanden und wurde
um 6 abgeholt, weil unser Band-Bus nach Adelaide halb 7 gefahren ist
- das nur mal so nebenbei) mit T-Shirt im Schatten, weil die Sonne
noch hinter den Wolken war, das war echt kein Spaß sag ich euch.
Aber es wurde besser, als die Parade losging, dann kam nämlich
endlich die Sonne raus. Erwähnenswert wäre vielleicht noch, dass
(weil eben weltweit größter Pageant und so) das ganze Specktakel
live im Fernsehen übertragen wurde und ich mehr oder weniger das
Gesicht unserer Band war, weil die Typen vom TV natürlich direkt auf
mich halten mussten, cuul. Ich sah total genervt aus (oder
konzentriert, wer weiß?) und durch die Cap hat man meine Haare von
vorne nicht mehr wirklich gesehen, was mich etwas seltsam aussehen
lassen hat, aber immerhin hatte ich die zwei Wochen danach was zu
erzählen und es haben mich tatsächlich auch einige Leute darauf
angesprochen und gefragt, ob das wirklich ich war, die sie da im
Fernshen gesehen haben. (Um meinen Fame aber mal einzugrenzen:
gesehen hat man mich ungefähr 10 Sekunden. Aber ich war im
australischen Fernsehen Freunde, immerhin.)
Am
Abend des Pageants habe ich dann noch "Babysitterin" für
die Enkelkinder meiner Gastgroßeltern gespielt, also ich habe ganz
professionell Pizza mit ihnen gebacken und danach "Die Schlümpfe
und das verlorene Dorf" angeguckt. Es war tatsächlich der erste
Schlumpffilm den ich in voller Länge angeguckt hab und ich ich muss
sagen, war schön. :)
Danach
haben wir alle zusammen Zähne geputzt (und einen Ohrenkriecher
ertränkt, der an einer der Zahnbürsten dran saß), ich habe mir
noch ein Gute-Nacht-Lied vorsingen lassen und dann sind wir alle
schlafen gegangen. Anmerkung: ich habe nicht sonderlich gut
geschlafen, weil ich die ganze Zeit an Ohrenkriecher denken musste.

Abgesehen
von Dingen, die halt gemacht werden mussten, haben wir zum Beispiel
noch eine Just-Dance-Session veranstaltet - und uns damit vor Wendy
komplett zum Affen gemacht, was sie aber durchaus amüssant fand -
und tatsächlich auch Entspannungseinheiten (Massage und so)
abgehalten. Wie man das eben so macht, wenn man in der Schule zu lange sitzt und
deshalb gefühlt alles eingerostet ist.
Der
krönende Abschluss meiner Zeit mit Sinja und Wendy war unser
Abschiedsdinner. Wir haben quasi schon seit dem ersten Tag in
Angaston geplant, dass wir für Wendy irgendeine Art von Überraschung
vorbereiten wollen. Im Endeffekt haben wir uns einfach für ein
Abendessen und ein kleines Geschenk entschieden und es hat sich echt
gelohnt. Also einerseits, weil Sinja und ich beim Vorbereiten in der
Küche einfach wahnsinnig viel Spaß hatten und andererseits, weil
Wendy sich so gefreut hat, dass sie sogar geweint hat. Und bei uns
beiden hätte auch nicht mehr viel gefehlt.
Also
ich muss sagen, ich hab Sinja vorher schon richtig gern gehabt. Aber
durch das zusammen wohnen hat sich irgendwie nochmal was geändert.
Ich kenne sie jetzt besser, kann sie besser einschätzen und weiß
auch wie es sich anfühlt genervt von ihr zu sein. Aber ich denke,
das gehört dazu. Lieb hab ich sie trotzdem. :)
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