2/10 - krass, oder?
Hello, hello, hello.
Ja,
ich lebe noch, nur irgendwie habe ich keine Zeit, wobei eigentlich
eher keine Motivation gehabt eine neuen Post zu schreiben. Es ist
nicht so, dass ich keine Lust gehabt hätte oder dass nichts
spannendes passiert wäre, aber zum Hinsetzen und anfangen zu
schreiben hat es bisher noch nicht gereicht. Da man aber, wenn man im
Auto sitzt und zwei Stunden Fahrt vor sich hat, eh nicht soo viel
anderes machen kann, dachte ich, bringe ich die Welt (ok, das ist
jetzt vielleicht ein bisschen hoch gepokert), dich, der du gerade
diesen Text liest, mal auf den neusten Stand.
Seit
einer Woche bin ich jetzt wieder in der Schule – wir hatten
zwischendurch zwei Wochen Ferien, Frühlingsferien – und es fühlt
sich alles echt ziemlich normal an. Das „ahh ich müsste etwas für
die Schule machen aber ich habe keine Lust“ Gefühl, fühlt sich in
Australien genauso an, wie in Deutschland. Ich habe zwar weder viel
noch krass aufwändige Sachen zutun, aber ich brauche eben schon mehr
Zeit als die „Eingeborenen“, um schön klingende Texte zu
formulieren. Und vielleicht bin ich im Unterricht auch nicht ganz so
produktiv, wie ich vielleicht sein sollte… wie auch immer.
Mein
letzter „Erlebnisbericht“ hat mit dem 20. September aufgehört,
wenn mich nicht alles täuscht und ich würde sagen, ich schreibe
einfach weiter. (ok, wow)
An
dem Montag darauf hatten wir einen „day off“ also einfach einen
freien Tag, wobei ich nicht so ganz verstehe warum, immerhin waren
die ersten beiden Oktoberwochen dann Ferien. Wie auch immer, wir sind
an diesem Tag nach Gawler gefahren, weil meine Gastoma dort einen
Termin hatte und ich noch Schulsachen und ein paar Dinge kaufen
wollte, die ich in Deutschland gelassen habe. wie zum Beispiel einen
Aquarellkasten (genau Papa :D). Außerdem hatte in dieser Woche das
älteste Enkelkind meiner Gastgroßeltern Geburtstag und meine
Familie hier hat eine seeehr interessante Geburtstagstradition. Hier
die Story dazu: der Vater meines Gastopas konnte nicht wirklich
singen, aber seine ganze Familie wollte nicht auf das Happy Birthday
verzichten, also haben sie beschlossen, dass das Happy Birthday nicht
mehr gesungen, sondern gegrölt, gekreischt, gedröhnt, gebrüllt,
gekrächzt wird. Und wenn du dir jetzt denkst, so schlimm, wie du es
dir anhand der Wörter gerade vorstellst, wird es nicht sein… doch,
ich würde behaupten ziemlich genau so ist es. Mein Gastoma meinte,
dass man diese Geburtstage überstehen muss, um zur Familie zu
gehören und das sich diese These auch bei ihren Schwiegertöchtern
bestätigt hat. Meine Meinung dazu: ich habe noch nie so etwas
komisches aber auch gleichzeitig witziges erlebt.
Die
beiden Wochen danach waren Ferien. Ich war mit Sinja im Kino zu
„Abominable“ (falls ihr euch den Trailer anguckt und euch fragt,
warum wir bei einem Kinderfilm im Kino waren: es war niedlich und was
besseres kam irgendwie nicht :D) und in Victor Harbor. Das ist eine
Stadt am Meer und es ist echt soo schön da! Das Meer ist einfach
richtig türkisblau und auch relativ warm. Baden war ich aber nicht,
weil ich an dem Tag meinen Bikini nicht mitgenommen habe, aber es
wird nicht meine letzte Gelegenheit zum Baden gewesen sein.
Über das
Wochenende war ich mit Sinja und ihren Gasteltern campen. Freunde, es
war warm. Sehr warm. Das ist eigentlich eine ziemlich gute
Zusammenfassung des Wochenendes. Spaß.
Also, übernachtet haben wir auf dem Flinders Ranges Caravan Park,
mit Pool, da lies es sich gerade so aushalten. Am Samstag haben wir
quasi einen „Roadtrip“ gemacht. Wobei es eher ein „Mountaintrip“
war. Wir sind durch die Hügel und Berge gefahren, haben an schönen
Fotoplätzen angehalten um dann aber auch nach fünf Minuten wieder
ins klimatisierte Auto zu springen, weil es einfach echt warm war.
Aber die Hitze war bei weitem nicht das Schlimmste. Das waren die
Fliegen. Grundsätzlich sehen die hier aus wie unsere normalen
Stubenfliegen Zuhause, vielleicht ein bisschen kleiner. Das Problem
mit diesen Fiechern ist, dass sie sich erstens an Stellen setzen, an
die deutsche Fliegen nicht mal denken würden (wie z.B. ins Ohr oder
in den Augenwinkel unter die Brille) und sich zweitens nicht
verscheuchen lassen. Man kann wedeln und um sich schlagen, wie man
will, meistens muss man sie von den Stellen wirklich wegheben.
Aber
ich will mich nicht zu sehr beklagen, weil grundsätzlich war unser
Trip echt schön. Wir haben eine ganz andere Seite von Australien
gesehen, als wir gewohnt waren und vor allem nach diesem Wochenende
kann ich sagen, dass ich in Sinja eine echt gute Freundin gefunden
habe. Ich war wandern mit ihr. Freunde, lasst das wirken. Ich. War.
Freiwillig. Wandern. Bei 35° sind wir vier Kilometer auf einen Berg
hoch gelaufen und haben da schwitzend die Aussicht genossen. Wie
gesagt, Zusammenfassung dieses Wochenendes: es war warm.
Die
Woche danach war sehr musikalisch behaftet (ok eigentlich ist mein
Leben musikalisch behaftet, haha). Wir hatten zwei Konzerte in
Altenheimen mit dem Kirchenchor und haben am Sonntag in der Kirche
mit der Band gesungen, wofür wir auch zweimal geprobt haben. Der
Kommentar meiner Gastoma zu meiner Musikalität war: You can speak
three languages. German, Englisch and Music. (Du sprichst drei
Sprachen: Deutsch, English und Musik.) Und ich glaube dieses Bild
haben hier relativ viele von mir, weil Musik halt einfach einen echt
großen Teil meines Alltags hier einnimmt. Aber ich mach auch noch
andere Sachen, logischerweise. Zum Beispiel war ich shoppen (war
diese Überleitung nicht gut?). Und hallo, ich muss mal hier kurz
meine Liebe zu diesen Läden bekunden. Warum gibt es die bei uns
nicht? Es ist einfach alles so viel mehr mein Stil und nicht nur so
H&M eben. Du kommst in die Läden rein und siehst
unterschiedliche Muster, bunte Farben und unterschiedlich
geschnittene Teile. Das was ich als „Basic“ bezeichnen würde,
das gibt es hier kaum. Und irgendwie mag ich das.
So
und jetzt kommt der Fail des Jahres: Ich hab den Geburtstag meiner
Mama vergessen. Und ich habe ihn nicht vergessen, weil mir nicht
bewusst war, welches Datum wir haben. An dem Tag habe ich mehrmals in
meinen Kalender geschaut und sogar das Datum aufgeschrieben, weil ich
in meinem Bullet Journal die Woche noch nicht vorgetragen hatte. Aber
es hat einfach nicht „Klick“ gemacht. Das hat es erst, nachdem
mein Papa mich nach 15 Minuten skypen daran erinnert hat, als meine
Mama auf dem Klo war. Und es war mir echt peinlich. (An der Stelle
nochmal: Sorry Mama.) Das Problem war, es hatte einfach überhaupt
nichts mit meinem Alltag zutun. Normalerweise würde ich mit planen,
was es zum Abendessen zum Geburtstag gibt oder wer kommt. Aber das
habe ich dieses Mal nicht, weil ich der Entfernung halber
(logischerweise) eh nicht dabei sein kann. Und deshalb ist das
irgendwie einfach an mir vorbeigerauscht. Das gute ist, ich werde
ganz bestimmt nicht nochmal einen Geburtstag vergessen.
Danach
ging dann die Schule wieder los (aber großartig Erwähnenswertes ist
jetzt nicht passiert :D) und jetzt sitze ich im Auto auf dem Weg nach
Hause von einem echt schönen Wochenende.
Am
Freitag bin ich ein bisschen eher von der Schule nach Hause gegangen.
Man muss da keinen Antrag oder so stellen, wie das in Deutschland
ist. Das einzige, was man macht, ist seine Student-ID in einen
Computer eintippen und den Abwesenheitsgrund angeben (also
Fahrschule, Familie, Krankheit, … da gibt es einige und man wählt
dann einfach seinen aus) und dann kann man einfach gehen. Wie auch
immer, das Wochenende haben wir in Normanville verbracht, weil dort
ein Familientreffen meiner Gastoma war. Es war schon ein ziemliches
Kontrastprogramm zu meinem Wochenende „Camping im Outback“.
Übernachtet haben wir nämlich in einem ziemlich schönen Hotel
(nicht im Zelt), wir waren am Meer (nicht in der „Wüste“) und es
war verhältnismäßig kalt (nicht unerträglich warm). Aber trotz,
dass es recht kühl war, habe ich es mir nicht nehmen lassen mit
meinen Füßen ins Wasser zu gehen. Ohne Witz, ich liebe es einfach.
Das australische Meer ist einfach soooooooooo schön. Also ich bin ja
allgemein total der Meer-Mensch (wenn man mir eine Freude machen
will, dann fahr mit mir ans Meer) und das Gefühl was ich habe, wenn
ich barfuß durch den Sand laufe und durch die Wellen hüpfe, ist
einfach Wahnsinn. Ich habe jetzt schon wieder ein Grinsen auf dem
Gesicht, wenn ich nur darüber nachdenke. Würde ich das Wochenende
in einen Satz zusammen fassen, würde ich sagen: es war Meer.
Ok,
vielleicht nicht das ganze Wochenende, nur die Zeit in Normanville.
Auf dem Weg dahin haben wir nämlich noch in „Hahndorf“
angehalten. Also wenn man als Deutscher ganz schlimm Heimweh hat,
dann geht man einfach da hin und fühlt sich wie zuhause. Es gibt
Cafés, die Lebkuchen und Apfelstrudel verkaufen (und in einem
typisch deutschen Café habe ich meine ersten Scones gegessen, haha),
einen typisch deutschen Biergarten, wo man auch Bratwurst und
Sauerkraut bestellen kann und (jetzt kommt eigentlich das
allerwichtigste) einen Laden, wo man erzgebirgische Heimatkunst
kaufen kann!!! Es gibt da erzgebirgische Schwibbögen, Pyramiden und
Räuchermänner und als ich der Verkäuferin gesagt habe, dass ich
aus der Region komme, wo die Dinge hergestellt wurden (die Sachen
kommen nämlich aus Seiffen), hat sie sich total gefreut.
So,
intelligenter Weise haben wir jetzt eine Woche später. Den ersten
Teil habe ich am Sonntag auf dem Weg nach Hause geschrieben und dann
bin ich irgendwie abgekommen einen halbwegs runden Schluss zu
formulieren. Und ob der Post nun lang oder sehr lang ist, das ist
auch egal, von daher berichte ich jetzt noch von Sonntag Nachmittag
und der vergangenen Woche bis jetzt. :)
Also,
am Sonntag waren wir um die Mittagszeit wieder in Nuriootpa, haben
Mittag gegessen und dann ging es direkt zum nächsten Termin: Konzert
mit der Nuri Town Band. Die Nuriootpa Town Band ist eine Brass Band
(die man übrigens auch auf Youtube finden kann, für die, die es
interessiert), mit der ich seit dem ersten Feriendienstag wöchentlich
geprobt und nach drei normalen und einer Sonderprobe auch direkt ein
Konzert gespielt habe. Im Repertoire sind hauptsächlich Filmmusiken,
aber wir haben zum Beispiel auch einen Marsch von Shostakovich
gespielt. Diesen Namen kann in Australien übrigens keiner
aussprechen, ohne einen Knoten in der Zunge zu bekommen –
entsprechend lustig hat sich die Anmoderation dieses Stücks
angehört. Ich bin in der Band tatsächlich die einzige Oboe und mit
meinem Kommen habe ich sowohl einzelnen Flöten ihre wahre Bestimmung
zurück gegeben, da sie jetzt den Oboenpart nicht mehr spielen
müssen, als auch der Band einen „internationalen“ Status
verliehen. Das ist eigentlich nur Spaß, aber der Moderator hat das
im Konzert so gesagt und darauf bestanden, dass ich mich selbst
vorstelle. Vor versammeltem Publikum, halleluja. In dem Zusammenhang
muss ich meinem Gehirn eine sehr essenzielle Frage stellen: Warum
genau musst du immer jegliche Englische Grammatik in die hinterste
Schublade verbannen, sobald ich vor mehr als drei Personen rede?
Warum? Macht dir das Spaß? … (kurzer Einblick in meine Gedanken –
Ende)
Danach
war wieder eine Woche Schule, aber irgendwie war ich mehr damit
beschäftigt darüber nachzudenken, wie meine nächsten drei Wochen
werden, als mich großartig auf das zu konzentrieren, was in der
Schule passiert, so traurig, wie es ist. Ich ziehe nämlich kommenden
Donnerstag für drei Wochen um, weil meine Gastgroßeltern und zwei
andere befreundete Paare von ihnen (unter anderem Sinjas Family) drei
Wochen auf einem Kreuzfahrtsschiff Urlaub machen. Das war schon lange
geplant, bevor sie sich überlegt haben mich aufzunehmen und ich
verlange auch echt nicht, dass sie das wegen mir jetzt irgendwie
känzeln. Aber weil sie eben nicht Zuhause sind und ich auch nicht
alleine wohnen darf, ziehe ich um. Zu Sinja. Dann sind wir gemeinsam
einsam. Ok sorry, meine Witze werden auch immer schlimmer. Ich ziehe
wirklich zu ihr, aber der eigentliche Grund ist, dass ihre Gastoma
Flughörnchen und einen Papagei hat und weil sie jemanden braucht,
der auf diese Tiere aufpasst, haben sie eine „Haus- und
Tiersitterin“ organisiert, die für diese drei Wochen auch
gleichzeitig noch eine „Teenagersitterin“ ist, weil es sich
einfach anbietet. Und deshalb bin ich in letzter Zeit arg damit
beschäftigt mir zu überlegen, was ich für diese knapp drei Wochen
noch organisieren muss und was ich alles brauche. Und da war für
Schulgedanken irgendwie nicht so viel Zeit, man muss sich ja
zwischendurch auch noch entspannen und um Weihnachtssachen kümmern,
weil soviel Zeit ist gar nicht mehr und die Sachen für meine Familie
müssen ja irgendwie auch noch nach Deutschland.
Aber
jetzt sollte ich vielleicht an Schule denken und deshalb vernünftiger
Weise ins Bett gehen. Was übrigens sehr bequem und deutlich größer
als meins in Deutschland ist. :)
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