vom Fliegen... oder so.

Erster Blogpost aus dem fernen Australien… here we go.

Also zuerst mal, mir geht‘s sehr gut hier. Die Menschen hier sind alle echt lieb, Schule ist grundsätzlich seeehr entspannt und im Moment sind die Temperaturen auch noch ganz human.
In meiner Gastfamilie bin ich schon ziemlich zuhause, es fühlt sich absolut nicht so an, als hätte ich die Beiden vor zehn Tagen am Flughafen das erste Mal gesehen.

Aber spulen wir mal noch ein paar Tage mehr zurück. (kleine Vorwarnung, es wird detailliert und entsprechend lang. :D)
Die Woche vor meinem Abflug war sehr … sagen wir verabschiedungslastig. Viele Leute kamen nochmal vorbei um mir ein gutes Jahr zu wünschen und „Tschüss.“ zu sagen. Bei jedem Menschen, der sich von mir verabschiedete, wurde das Gefühl der Aufregung stärker und das Bewusstsein, dass ich das hier jetzt tatsächlich durchziehe, wuchs.
So richtig da war es aber erst, als ich am Freitag früh verzweifelt auf meinem Zimmerfußboden saß, weil ich nicht wusste, wie ich am schlausten mein Handgepäck sortieren sollte. Oboe in die Hand oder in den Koffer? Wenn Koffer, in welchen? Brauche ich überhaupt einen Handgepäckskoffer oder reicht nicht vielleicht doch nur der Rucksack? Also Oboe in den Rucksack? Oder großen Koffer nochmal auf und umräumen? Diese und noch einige andere Fragen gingen mir durch den Kopf und als ich dann tatsächlich ohne Übergepäck (und letztendlich auch ohne Handgepäckskoffer) im Auto nach Prag saß, war ich so erleichtert wie lange nicht.
Die Erleichterung hielt allerdings nicht lange: wir hatten die Reisepässe meiner Geschwister Zuhause vergessen. Umdrehen war keine Option mehr, sonst hätten wir vermutlich den Flug verpasst, also sind wir einfach weitergefahren und es hat auch ohne funktioniert. Was wir gemacht hätten, wenn es das nicht getan hätte… keine Ahnung. Nach dieser etwas turbulenten Fahrt und der Parkplatzsuche standen wir dann tatsächlich vor dem Flughafen. Und dann auch drin.
Bevor ich diesen Zettel bekommen habe, wo draufsteht zu welchem Gate und Terminal ich muss (Heißt der Boardingpass? War das mein Flugticket? Oder ist das das gleiche?), sind wir erstmal drei Runden durch den Flughafen gelaufen, um uns irgendwie zurechtzufinden. Und da ist der in Prag schon nicht groß… Naja, als ich dann besagten Zettel hatte war noch etwas Zeit und wir sind auf die Aussichtsplattform gegangen und haben Flugzeuge beobachtet. Meins stand auch schon da und es war echt enorm groß… zwei Stockwerke und Turbinen doppelt so groß, wie bei den anderen Flugzeugen, die dort so langgerollt sind.
Verabschiedet von meiner Family und meiner besten Freundin hab ich mich dann vor der Passkontrolle. Ich weiß nicht, was ich erwartet hätte, aber irgendwie war es echt ganz komisch. Also einerseits weiß ich nicht, wann ich meinen Papa das letzte mal habe weinen sehen und andererseits hätte ich von mir gedacht, dass ich emotionaler bin. Ich musste tatsächlich nicht weinen, ich war eher damit beschäftigt mich selbst zu beruhigen, weil aus (für mich) unerfindlichen Gründe auf der Tafel „last call“ für meinen Flug stand. Ich bin also nach langen Umarmungen durch die Passkontrolle, die „Flughafen-Mall“ und die Personenkontrolle gerannt, weil ich Angst hatte, dass ich zu spät komme. Kam ich glücklicher Weise nicht. Ich saß sogar noch eine viertel Stunde entspannt im Flugzeug, bis wir dann endlich losgerollt sind.
Der erste Flug ging nach Dubai. Ja, ich weiß, für meinen allerersten Flug hätte man ruhig einen anderen Umsteigeflughafen wählen können (darauf hatte ich nur keinen Einfluss). Der in Dubai ist tatsächlich etwas groß geraten. Was man aber auf den ersten Blick gar nicht merkt. Als ich ausgestiegen bin, hab ich mich gefragt, was alle haben, die mir davon erzählt haben. Ja, ist größer, als der in Prag, aber sonst? Sieht doch ganz entspannt aus. Tja, denkste. Also sagen wir‘s so, ich war froh, als ich nach drei Runden um die gleichen Geschäfte, 500.000.000 Blicken auf die Anzeigetafel und einer Bahnfahrt (!!!) dann endlich an Ort und Stelle angekommen war und nur noch ins nächste Flugzeug einsteigen musste.
Der zweite Flug war mit seinen 12 ½ Stunden doppelt so lang, wie der erste. Wenn ich mir die Zahl jetzt so angucke frage ich mich, was ich in der ganzen Zeit gemacht habe, wenn ich tatsächlich nur drei bis vier Stunden geschlafen habe. Aber irgendwie ging die Zeit mit essen (Warum besteht das Essen im Flugzeug zu einem größeren Teil aus Pastikverpackung als aus den eigentlichen Nahrungsmitteln?!), Filme gucken, Abschiedsbuch und andere Bücher lesen, Nasenbluten und schlafen echt schnell vorbei.
Pünktlich 20:05 Uhr (Ortszeit) landeten wir in Adelaide und mein Aufgeregtheitspegel stieg wieder deutlich an. Aber bevor ich tatsächlich meine Gastgroßeltern in Reallife sehen konnte, stand ich erstmal eine viertel Stunde an der Passkontrolle. Einige ausgewählte Länder können sich selbst registrieren, aber Deutschland gehörte nicht dazu. Wie auch immer, 20:30 Uhr ging ich mit Rucksack auf dem Rücken, Koffer in der einen und Oboe in der anderen Hand um die letzte Kurve vor dem Ausgang und dann hab ich die beiden auch schon gesehen. Sie hatten zwar so ein typisches Willkommensschild in der Hand, aber erkannt hätte ich sie auch so. Nachdem sie mich umarmt und begrüßt hatten, mussten wir noch eine Stunde mit dem Auto bis nach Hause fahren.
Dort bin ich, nachdem ich noch in die unterschiedlichen Räume des Hauses eingeweiht wurde (es gibt zum Glück in Australien nur Flachbauten – Zimmer auf unterschiedlichen Etagen hätte ich mir in diesem Zustand echt nicht merken können), ins Bett gefallen und relativ schnell eingeschlafen.
Am Sonntag morgen sind wir nach dem Frühstück in die Kirche gefahren, weil meine beiden Gastgroßeltern (irgendwie muss ich mir ein kürzeres Wort dafür überlegen…) einmal im Monat dort in der Lobpreisband mitsingen und dieser eine Sonntag im September war eben der 08.
Unter Jetlag hatte ich tatsächlich nicht zu leiden. Dadurch, dass ich im Flugzeug nur drei von meinen normalerweise sieben Stunden geschlafen hab, musste ich in meiner ersten Nacht in Australien einiges an Schlaf nachholen und außerdem ist reisen ja sowieso irgendwie anstrengend.
Ich war also relativ munter und aufnahmefähig im Gottesdienst und hab es echt nicht bereut, dass ich mitgegangen bin – theoretisch hätte ich auch alleine zuhause bleiben können, wenn ich mehr Schlaf gebraucht hätte. Ich hab echt so viele Leute kennengelernt, eine gute Predigt gehört, coole Lieder gesungen, die ich teilweise sogar kannte und … Deutsch geredet.
Ich bin in einem Teil von Australien gelandet, in dem sehr viele Leute deutsche Vorfahren haben oder selber eingewandert sind und daher Deutsch sprechen. War auf jeden Fall sehr amüsant, weil das letzte, was ich von meinem ersten richtigen Tag in Australien erwartet hätte, war, dass ich mit einer 92-jährigen Frau rede, die mit Preußen noch mehr anfangen kann, als mit Sachsen.
Nach dem Gottesdienst sind wir mit Freunden meiner Gastgroßeltern noch Essen gegangen und haben nachmittags dann noch andere Freunde von ihnen besucht. Das einzige, was ich davon noch weiß, ist, dass sie ein Klavier und einen Hund haben. Zuhause habe ich dann einfach noch mein Zimmer bezogen, mit meiner Family geskypt, gegessen und dann bin ich auch schon ins Bett gegangen, damit ich bei meinem ersten Schultag in der australischen Highschool auch fit bin… „doch das ist eine andere Geschichte“.

Ich würde ja versprechen wollen, dass ich meinen nächsten Blogpost (folgt in zwei Tagen) kürzer mache, aber ich glaube, das kann ich eh nicht einhalten. Aber ich werde mehrere Tage zusammenfassen, sooo spannend sind die Schultage dann auch wieder nicht. :)

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